Privater Kunstblog zum Thema:

Künstlerisches Handeln in Zeiten globaler Umbrüche


Die Welt von heute scheint aus den Fugen geraten. Sie ist durch große Unsicherheit, Unübersichtlichkeit und Fragilität, Krieg und Flucht, Terror und Gewalt geprägt. Damit ist die Entwicklung unserer zukünftigen Lebenswelten wieder zu einem bedeutsamen Schwerpunkt in der Kunst geworden. Auch die Erkenntnisse und Prognosen der Techniksoziologie und der Zukunftsphilosophie werden zunehmend als Gegenstand der Kunst entdeckt. Die bildende Kunst, das Theater, die Literatur und der Film reagieren darauf auf unterschiedliche Art und Weise. Mich beschäftigt die Frage, wie kann sich der Künstler, der ja Teil dieser Entwicklungen ist, den sich daraus ergebenden existentiellen Herausforderungen sinnvoll nähern? In diesem Zusammenhang möchte ich meine Bilder aus der Zeit um 5 nach 12 in lockerer Folge vorstellen. Texte zu den globalen Auswirkungen des westlichen Wirtschafts- und Gesellschaftssystems ergänzen diese bildlichen Darstellungen. Über Reaktionen von Künstlern, die einen ähnlichen Ansatz verfolgen, würde ich mich freuen.


Wir sind jung. Wir sind stark.

Plakatausschnitt aus dem Schaukasten.
Filmtrailer auf youtube

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Der 24. August 1992 ist ein Montag. Die Straßen von Rostock-Lichtenhagen sind übersät von ausgebrannten Autowracks, Pflastersteinen, leeren Flaschen. Am Abend zuvor hatte sich ein Mob von 2000 Menschen vor einem Asylbewerberheim versammelt. In der Aufnahmestelle lebten überwiegend Vietnamesen, Sinti und Roma. "Deutschland den Deutschen, Ausländer raus" pöbelte die Menge. Molotowcocktails wurden gegen das Haus und durch die Fensterscheiben geschleudert. Die Bewohner des Hauses fürchten um ihr Leben. Aber die Polizei zieht zunächst ab. Eine unvergleichliche Gewaltorgie nimmt ungehindert ihren Lauf und legt bis heute einen Schatten über die Stadt Rostock.. Der junge Regisseur Burhan Qurbani versucht mit seinem Film „Wir sind jung. Wir sind stark“ eine Rekonstruktion der damaligen Befindlichkeiten.
Wir sind jung. Wir sind stark. (2014), D|Laufzeit 128 Minuten, FSK 12, Drama, Kinostart 22.01.2015
Das City Kino in Berlin-Wedding zeigte diesen Film am 20. Februar 2015. Im Anschluss an die Vorstellung diskutierten die Filmemacher mit dem Publikum. Hierzu einige Impressionen.

Pressestimmen


»Qurbani erzählt einfach auf eindringliche und manchmal überraschende Weise. So ist der Film selbst dann, wenn die Masse ihren Hass herausschreit, erstaunlich leise und hallt im Zuschauer umso lauter wider. WIR SIND JUNG, WIR SIND STARK heißt der Film, den man hören und sehen sollte.«
(ZDF Heute Journal) 

»Denn vor allem, und das ist großartig, erzählt er die Sicht der Jugendlichen: Er skizziert sie als Jungs, die vom Leben gar nicht viel wollen, doch weil sie auch das nicht bekommen, radikalisieren sie sich, sie werden politisch, ohne wirklich politisch zu sein.«
(Der Spiegel)

»So wuchtig darf deutsches Kino öfter sein.«
(BR kino kino) 

Das einzige Berliner Kino mit einem Eiffelturm. Die Miniatur des Pariser Wahrzeichens steht vor dem  Centre Francais de Berlin.

Plakataushang im Schaukasten


Der 220 Plätze fassende Kinosaal im Centre Francais war bis auf den letzten Platz gefüllt. Das junge Publikum bestand fast zu hundert Prozent aus Studenten. Im Kinosaal des CFB aus den 60er Jahren.  werden neue und alte Filme – Klassiker und Underground gezeigt.

Die Filmemacher: Martin Behnke (Buch), Burhan Qurbani (Buch und Regie), Moderatorin (v.l.n.r.)


Burhan Qurbani im Gespräch mit dem Publikum. 
"Ich war noch sehr klein, als die Ereignisse von Rostock-Lichtenhagen stattfanden. Ich kann nicht behaupten, dass ich damals alles verstanden hatte, was im TV zu sehen und in den Zeitungen zu lesen war und was es für das gerade wiedervereinigte Deutschland hieß. Ich kann mich aber sehr lebhaft an die Bilder erinnern. Die haben sich eingebrannt, die hatte ich verinnerlicht: das Feuer, die Chaoten und die Schaulustigen, 3000 Stück an der Zahl, und ihnen entgegen zum Teil fast doppelt so viele Polizisten.."... "Aber Rostock- Lichtenhagen droht im kollektiven Unterbewusstsein unserer Gesellschaft zu versickern. Mein Film möchte erinnern. Nicht anklagen, nicht denunzieren, aber dieses Ereignis, welches eine der schlimmsten zivilen Katastrophen der Deutschen Nachkriegszeit war, noch mal ins Gedächtnis rufen." (Quelle:Website Filmproduktion)

Die Geschichte des Centre Français de Berlin ist eng mit der Geschichte Berlins und der deutsch-französischen Beziehungen verbunden. Bis 1992 wurde das ehemalige Centre Culturel Français in der Müllerstraße 74 von den französischen Streitkräften in Berlin als Kulturzentrum betrieben. Der Fall der Mauer 1989 und die damit eintretende geschichtliche Wende hatten den Rückzug der 4 Besatzungsmächte aus Deutschland zur Folge. Im Rahmen des 2+4 Abkommens und des Einigungsvertrages gelangte der Gebäudekomplex des Centre in den Besitz der Bundesrepublik Deutschland, vertreten durch das Bundesministerium für Finanzen.
Die Regierungen der Republik Frankreich und der Bundesrepublik Deutschland vereinbarten, dass das Centre Français im Sinne der deutsch-französischen Freundschaft, dem europäischen Gedanken zur Völkerverständigung weitergeführt wird. (Quelle: Website Centre Français de Berlin)



Fotos: Fred Tille

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